Der erste Schritt zur Diagnose von Adipositas erfolgt meist durch den Betroffenen selbst, wobei hier die Selbstwahrnehmung eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Häufig haben die Betroffenen bereits ein Leben lang mit mehr oder weniger Übergewicht zu kämpfen, viele Diäten hinter sich und sind oft auch dem Jo-Jo-Effekt unterlegen. Wann Übergewicht zu Adipositas wird, ist ein schmaler Grad, der selbst nur selten bemerkt wird. Eingefahrene Verhaltensmuster im Alltag führen zu einer stetigen Gewichtszunahme, die von den Betroffenen erst dann wirklich realisiert wird, wenn der Gang auf die Waage ansteht oder sich körperliche Beschwerden nicht länger ignorieren lassen. Dementsprechend ist die Voraussetzung zur Diagnose von Adipositas die Bestimmung des eigenen Gewichts.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) war im Jahre 2000 die erste Institution, die Adipositas als Krankheit anerkannte. Um Adipositas zu diagnostizieren wurde seinerzeit eine Klassifikation herausgegeben, nach der jeder sein eigenes Gewicht rasch kategorisieren können soll. Die Klassifikation der WHO basiert auf der Ermittlung des Body-Mass-Index (BMI). Der BMI berechnet sich nach einer einfachen Formel:
BMI = Körpergewicht in Kilogramm / (Körpergröße in Metern x Körpergröße in Metern)
Ein Beispiel: Eine Frau ist 1,65 Meter groß und wiegt 65 Kilogramm, sie berechnet ihren BMI wie folgt:
65 / (1,65 x 1,65) = 65 / 2,7225 = 23,88
In der Klassifikation der WHO liegt der Wert von 23,88 kg/m² im Bereich des Normalgewichts:
Untergewicht < 18,5
Normalgewicht 18,5–24,9
Übergewicht ≥ 25
Präadipositas 25–29,9
Adipositas Grad I 30–34,9
Adipositas Grad II 35–39,9
Adipositas Grad III ≥ 40
Um den eigenen BMI zu berechnen, kann auch ein BMI-Rechner verwendet werden, zu finden z. B. bei ANAD e. V.
Neben der Bestimmung des BMI kann ein weiterer Wert zur Diagnose von Adipositas herangezogen werden. Anhand der Messung des Taillenumfangs soll die eigentliche Fettverteilung im Körper gemessen werden. Forschungen zufolge ist vor allem das Fett im Bauchbereich besonders gesundheitsgefährdend und kann Auslöser für viele Folgeerkrankungen sein. Der Taillenumfang gibt demnach Aufschluss darüber, ob sich das Körperfett vor allem viszeral, also auch zwischen den Bauchorganen befindet. Umgangssprachlich und zum bildlichen Verständnis werden Menschen mit einem großen Bauchumfang als „Apfeltyp“ bezeichnet, solche mit Fetteinlagerungen am Gesäß, den Hüften und Oberschenkeln als „Birnentyp“. Ein erhöhter Bauchumfang birgt ein größeres Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Grenzwerte des Taillenumfangs ergeben sich wie folgt:
Bei Männern: Taillenumfang > 94 Zentimeter = erhöhtes Risiko, ≥ 102 Zentimeter = deutlich erhöhtes Risiko,
bei Frauen: Taillenumfang > 80 Zenitmeter = erhöhtes Risiko, ≥ 88 Zentimeter = deutlich erhöhtes Risiko.
Auf die Messung des Taillenumfangs zusätzliche zur Bestimmung des BMI weist auch die Deutsche Adipositas-Gesellschaft in ihrer Leitlinie ‚Prävention und Therapie der Adipositas‘ hin. In einem Sonderkommentar mahnt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin allerdings, dass es nicht für jeden Patienten beim Erstgespräch geeignet sei, zusätzlich zum BMI noch den Taillenumfang zu ermitteln. Viel mehr sei die körperliche Verfassung, das körperliche Erscheinungsbild und die Gesamtabschätzung der Risikofaktoren bei jedem Patienten einzeln zu bewerten. Die alleinige Bestimmung der Grenzwerte auf BMI und Taillenumfang bezogen, seien für die Diagnose der Adipositas wenig hilfreich.
Sabrina Mandel